Kaufhaus mit Herz e.V.

Kaufhaus mit Herz, was ist das eigentlich?



Bei einem USA Besuch im Jahre 2005 lernte Helga Preuß das Konzept der Sozialen Kaufhäuser kennen. In den USA betreibt die Heilsarmee (Salvation Army) schon seit längerem Kaufhäuser, in denen man Dinge des täglichen Lebens, angefangen bei Bekleidung über Möbel bis zum  Hausrat  kaufen kann, die von anderen Leuten gespendet wurden.


Angesichts der sich zunehmend verschlechternden sozialen Lage bei uns, kam ihr die Idee, dieses Konzept auf Deutschland zu übertragen.


Noch im Jahr 2005 begannen die Planungen für dieses Projekt. Trotzdem sollte es noch bis zum Jahr 2007 dauern, bis das Kaufhaus mit Herz als erstes soziales Kaufhaus in Niedersachsen seine Türen in der Bahnhofstraße öffnen konnte.


Von Anfang an war die Grundprämisse, dass im Kaufhaus mit Herz jeder einkaufen darf, da die Beschränkung auf Hartz IV Empfänger als Kunden in sich schon eine Ausgrenzung darstellt und sich das Kaufhaus neben dem Geschäftsbetrieb auch als Ort der Begegnung verstanden wissen will.


Die AWO Buchholz lieferte die Anschubfinanzierung für das Kaufhaus und die Buchholzer und die Bewohner der umliegenden Dörfer überschwemmten uns vom ersten Tag an mit Spenden. Mit solch einem Erfolg hatte niemand gerechnet.

Da das Konzept der sozialen Kaufhäuser noch Neuland war stellten sich steuerliche Grauzonen heraus. Dies führte dazu, dass die AWO plötzlich Gefahr lief, ihren Status der Gemeinnützigkeit zu verlieren. Da das Kaufhaus sich aber mittlerweile selbst tragen konnte, zog sich die AWO schließlich aus dem Projekt des Kaufhaus mit Herz zurück.


Um auch den Tostedtern gerecht zu werden, die sich von Anfang an als großzügige Spender zeigten, wurde im Jahr 2010 eine kleine Filiale in Tostedt eröffnet.


Im Winter 2011 zeigten sich Undichtigkeiten im Dach der Buchholzer Filiale. Schließlich stand der Geschäftsbetrieb kurz davor aus Sicherheitsgründen eingestellt zu werden, denn das Dach drohte unter der Schneelast einzustürzen. Dies war der Anlass nach neuen Räumlichkeiten in Buchholz zu suchen und im Februar 2012 wurde in der Hamburger Straße eine zweite Geschäftsstelle eröffnet.

Glücklicherweise, erwiesen sich die Schäden in der Bahnhofstraße als weniger dramatisch, als zunächst angenommen, so dass der Betrieb am Bahnhof aufrecht erhalten werden konnte.


Im Sommer 2021 schließlich kam das Aus für den "Geburtsort" in der Bahnhofstraße, die großflächig neu gestaltet werden soll(te). Das ehrwürdige Haus soll(te) der Abrißbirne zum Opfer fallen.

Doch das Schicksal war uns wohl gesonnen und es konnte ein neuer, größerer, hellerer Standort gefunden werden,  der allerdings sogleich neue Probleme aufwarf. Mit den wenigen Helfern aus der Bahnhofstraße ließ sich diese Vergrößerung nicht bewerktelligen. So wurde die Entscheidung getroffen, auch die Filiale in der Hamburger Straße aufzugeben und fortan wieder alles unter einem Dach zu haben.


In einer logistischen Meisterleistung ist es uns gelungen, in kürzester Zeit mit zwei kompletten Läden umzuziehen. Im November 2021 wurde das neue Geschäft in der Bremer Straße eröffnet und im März 2022 war das Projekt Umzug erfolgreich abgeschlossen.


Und wie geht´s weiter?


Vor ein paar Jahren noch wäre, die Antwort gewesen, "Hoffentlich braucht man uns in diesem Land irgendwann nicht mehr." Diese Antwort bezog sich noch auf die Unterstützung der finanziell Schwachen, mit der Hoffnung die Schere zwischen arm und reich könnte sich noch wieder schließen.

Heute heißt die Antwort: Hoffentlich gelingt es uns noch mehr Kunden, Helfer und Spender zu gewinnen.

Denn mittlerweile tritt mehr und mehr der Aspekt des Umweltschutzes in den Vordergrund. Man ist angesichts der Spendenflut immer wieder überrascht, wie viele Waren im Umlauf sind, die Hans nicht mehr braucht und eigentlich wegwerfen will und Franz sucht händeringend danach und kann oder will sie nicht neu kaufen.


Heute versuchen wir die Schwerpunkte soziale Begegnung und Arbeitsplätze noch mehr in den Vordergrund zu bringen, immerhin sind mit dem Kaufhaus mit Herz auch sechs sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und zahlreiche Minijobs entstanden.